Reboarder – für den rückwärts gerichteten Transport von Babys und Kleinkindern im Auto

Aktualisiert am: 16.05.2023

Reboarder sind besonders sichere Kindersitze, die im Alter zwischen 0 Monaten und 4 Jahren verwendet werden können. Sie sind wie Babyschalen mit der Rückenfläche in Fahrtrichtung angeordnet, wodurch sie bei einem Unfall den gesamten Körper des kleinen Schatzes gut abfangen können.

Dadurch sind sie besonders sicher. Dieser Umstand ist der Grund dafür, dass die besonderen Kindersitze immer weiter verbreitet sind.

Unsere Empfehlung:

Reboarder kaufen – welche Aspekte sind dabei wichtig?

Reboarder sind noch eine relativ neue Erscheinung auf dem deutschen Markt. Daher kennen sich viele Eltern noch nicht mit den Merkmalen und Besonderheiten dieser Kindersitz-Modelle aus. Es lohnt sich aber, die besonderen Sitze genauer in Augenschein zu nehmen. Die wichtigsten Informationen finden sich im folgenden Text.

Was ist ein Reboarder?

Ein Reboarder ist ein rückwärts gerichteter Kindersitz. In diesen Modellen sitzen die Babys und Kleinkinder, genauso wie in der Babyschale, mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Im weitesten Sinne könnten auch Babyschalen unter diesem Begriff gefasst werden, allerdings wird er als Produktbezeichnung nur für die rückwärts gerichteten Folgesitze verwendet.

Bei Reboardern verlagert sich der Schwerpunkt des Sitzes über die Sitzfläche des Autositzes hinaus. Aus diesem Grund verfügen alle Modelle über einen zusätzlichen Stützfuß. Eltern sollten allerdings darauf achten, ob ihr Auto Staufächer im Fußbodenraum eingebaut hat. Diese müssen bei der Verwendung mit Reboardern gefüllt werden.

Wie sicher sind Reboarder?

Reboarder zeichnen sich vor allem durch die erhöhte Sicherheit aus. Sie fangen den Körper eines Kindes bei Unfällen besonders gut auf. Bei einem Frontalaufprall ist das noch relativ einleuchtend, da der Nachwuchs bei diesem Geschehen in die Rückenfläche des Kindersitzes gedrückt wird.

Bei einem Seitenaufprall scheint der Vorteil erst einmal nicht so ausgeprägt zu sein. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass der Fahrer in vielen Fällen automatisch bremst, wenn er einen drohenden Unfall bemerkt.

In diesem Fall wird das Kind wieder in den Sitz gedrückt und die Seitenbacken können den kleinen Körper gut abfangen. Bei einem vorwärts gerichteten Sitz wird das Kind dagegen aus dem Sitz gezogen und damit aus dem Bereich der Seitenbacken.

Um zu verstehen, warum der besondere Aufbau des Reboarders für höhere Sicherheit sorgt, muss der Körperbau kleiner Kinder bedacht werden. Bei Kleinkindern ist der Kopf im Verhältnis zum Rest des Körpers etwa 25 bis 20 Prozent größer als bei Erwachsenen. Zusätzlich ist die stützende Muskulatur nicht so ausgeprägt.

Bei einem Frontalcrash wird das Kind in die Gurte gedrückt, wobei der Körper stärker zurückgehalten wird als der Kopf. Durch das Körperverhältnis entsteht dabei ein starker Zug auf den Nacken. Das kann zu schwerwiegenden Verletzungen führen. Ein Reboarder kann das verhindern.

Insgesamt reduziert ein Reboarder die Gefahr schwerer Verletzungen bei einem Unfall um bis zu 90 Prozent. Ein vorwärts gerichteter Sitz kommt nur auf etwa 60 Prozent.

Welche Arten von Reboardern gibt es?

Reboarder gibt es in vielen verschiedenen Abwandlungen. Seitdem die besonderen Sitze auch in Deutschland viel verwendet werden, hat der Markt eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle hervorgebracht.

Ein wichtiges Merkmal ist die Art der Befestigung im Auto. Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Varianten:

  • Direkte ISOFIX-Befestigung: Der Sitz verfügt über die Möglichkeit, ihn an den ISOFIX-Bügeln zwischen Lehne und Sitzfläche des Autositzes zu befestigen. Das ISOFIX-System erzeugt eine starre Verbindung zwischen Karosserie und Kindersitz.
  • ISOFIX-Basisstation: Genauso wie es für Babyschalen üblich ist, gibt es auch für Reboarder spezielle Basisstationen. Diese werden über die ISOFIX-Befestigung im Auto angebracht.
  • Befestigung mit dem Dreipunktgurt: Diese Reboarder verfügen über eine spezielle Gurtführung, sodass der normale Autogurt für die Befestigung genutzt werden kann.

Reboarder, die über die ISOFIX-Befestigung im Auto angebracht werden können, lassen sich meist schneller und einfacher im Auto montieren als Varianten mit Dreipunktgurt-Befestigung. Leider verfügen nicht alle Autos über die ISOFIX-Bügel. Es gibt aber auch Modelle, die über beide Möglichkeiten verfügen und so besonders flexibel sind.

Der zweite wichtige Unterschied liegt in der Möglichkeit, einen Reboarder auch vorwärts gerichtet nutzen zu können. Bei klassischen Modellen ist dies nicht möglich. Andere Modelle bieten aber die Möglichkeit die Einbaurichtung zu ändern. Dies kann für Eltern attraktiv sein, die nicht wissen, wie der kleine Liebling den Transport in eine bestimmte Fahrtrichtung toleriert.

Sehr wichtig zu wissen ist es, dass es auch sogenannte „Pseudo-Reboarder“ gibt. Diese Sitze können sowohl vorwärts als auch rückwärts gerichtet genutzt werden. Allerdings müssen diese Modelle zwingend ab einem Körpergewicht des Kindes von 9 oder 13 Kilogramm in Fahrtrichtung gedreht werden. Daher können die Vorteile des rückwärts gerichteten Fahrens nicht sehr lange genutzt werden.

Neben diesen grundlegenden Funktionen sind natürlich alle Reboarder-Modelle mit einer unterschiedlichen Passform ausgestattet. Es gibt breite und schmale Sitze sowie Modelle mit kurzer und langer Rückenlehne. Hier lohnt sich ein Test mit dem Kind, damit der neue Sitz optimal passt.

Einige Reboarder verfügen auch über besondere Merkmale im Bereich Komfort. Hier gibt es folgende Besonderheiten:

  • Ruheposition: Einige Reboarder lassen sich in eine besonders komfortable Liegeposition stellen.
  • Kopfstütze: Die Kopfstütze muss immer optimal an die Körpergröße des Kindes angepasst werden. Bei einigen Modellen geschieht das automatisch beim Anschnallen des Nachwuchses.
  • Drehfunktion: Für das einfache Anschnallen können einige Reboarder gedreht werden.

Ab wann und wie lange kann ein Reboarder verwendet werden?

Das passende Alter für einen Reboarder unterscheidet sich je nach Modell. Einige Sitze können schon ab der Geburt verwendet werden.

Eltern sollten in diesem Fall darauf achten, ob der Auto Babysitz auch eine gute Liegeposition ermöglicht. Erst mit dem Beginn des Sitzalters und einer guten Körperspannung sollten Babys sitzend transportiert werden.

Fachhändler empfehlen in der Regel eine Nutzung von Reboardern erst dann, wenn der Nachwuchs aus der Babyschale herausgewachsen ist. Denn die meisten Modelle sind auch mit einer Liegeposition zu steil für den zarten Rücken eines Neugeborenen. Die Babyschale ist dagegen optimal auf die Bedürfnisse der Kleinsten ausgerichtet.

Die meisten Reboarder können für das gesamte Kleinkindalter genutzt werden. Häufig erstreckt sich die Nutzungsspanne sogar bis zum 4. Geburtstag. Allerdings sollten Eltern immer überprüfen welches Höchstgewicht für ihr Modell festgelegt ist. Meist sind die Sitze bis zu einem Körpergewicht von 18 Kilogramm oder von 25 Kilogramm nutzbar.

Eltern können anhand der Zulassungsnorm herausfinden, ob sich die Nutzungsdauer nach dem Körpergewicht oder der Körpergröße richtet. Das orangene Prüfsiegel auf dem Sitz enthält eine Angabe zu dieser Norm.

Die Prüfnorm ECE R 44/04 richtet sich nach den schon genannten Gewichtsangaben. Reboarder mit der Zulassungsnorm ECE R 129 werden dagegen anhand der Körpergröße des kleinen Insassen genutzt. Die meisten Sitze sind für eine maximale Körpergröße von 105 Zentimetern ausgelegt. Bei der unteren Grenze gibt es dagegen mehrere Varianten für Babysitze fürs Auto:

  • Ab 40 Zentimetern
  • Ab 61 Zentimetern
  • Ab 65 Zentimetern
  • Ab 67 Zentimetern

Welche Regelungen verbergen sich hinter den neuen i-size Gesetzen?

Der Begriff i-size bezeichnet die seit dem Juli 2013 geltende Zulassungs-Norm für Kindersitze. Sie ist eine Unterkategorie der bereits erwähnten Kennnummer ECE R 129. Die i-size Norm stellt höhere Anforderungen an die Kindersitze, egal ob Reboarder oder vorwärts gerichtetes Modell.

Die i-size-Norm umfasst eine Reihe von Neuerungen, die einerseits die Sicherheit der Kinder und andererseits den Nutzungskomfort erhöhen sollen. Sie umfasst die folgenden Punkte:

  • Seitenaufprallschutz muss vorhanden sein
  • ISOFIX-Befestigungssystem muss vorhanden sein
  • Kinder bis zum Alter von 15 Monaten müssen zwingend rückwärts gerichtet fahren
  • Die Einteilung erfolgt anhand der Körpergröße
  • Es gibt keine vordefinierten Gruppen mehr
  • Es gibt ein Maximalgewicht für Babyschalen und Kleinkindersitze
  • Das Maximalgewicht für Kind und Autositz beträgt 33 Kilogramm
  • Der Test des Seitenaufprallschutzes ist verpflichtend
  • Für Test müssen Crash-Test-Dummies mit speziellen Sensoren genutzt werden
  • Autositze können mit einer i-size-Kennzeichnung versehen werden
  • Alle i-size-Autositze passen mit allen i-size-Kindersitzen zusammen

Trotz der umfassenden Mindeststandards der i-size-Norm können auch andere Babysitze fürs Auto eine optimale Wahl für sicherheitsbewusste Eltern sein. Denn viele Sitze gehen deutlich über die gesetzlich vorgeschriebenen Standards hinaus.

Wichtiger als die i-size-Norm für die Sicherheit des kleinen Schatzes sind die folgenden Punkte:

  • Der Kindersitz muss hochwertig sein
  • Das Modell muss zum Kind passen
  • Der Sitz muss korrekt eingebaut werden
  • Das Kind muss richtig und fest genug angeschnallt werden
  • Der Wechsel zu einem größeren Kindersitz darf nicht zu früh erfolgen

Ab wann darf ein Baby oder Kleinkind in Fahrtrichtung im Auto transportiert werden?

Bei der Beantwortung dieser Frage kommt es darauf an, über welches Prüfsiegel ein Baby Autositz verfügt. In einem i-Size-Sitz müssen Kinder bis 15 Monaten rückwärts fahren. In einem älteren Sitz können Babys ab einem Gewicht von 9 Kilogramm vorwärts gerichtet fahren.

Eine konkrete Reboarder-Pflicht gibt es nicht. Eltern, die den neuen i-size-Standard nutzen wollen, müssen aber meist auf Reboarder zurückgreifen, da das Kind beim Wechsel aus der Babyschale oft noch keine 15 Monate alt ist.

Wie unterscheiden sich Reboarder und Babyschalen?

Babyschalen und Reboarder haben zunächst einmal ein wichtiges gemeinsames Merkmal: In beiden Kindersitzvarianten sitzen die Kleinen rückwärts zur Fahrtrichtung. Darüber hinaus unterscheiden sie sich jedoch in einigen Merkmalen.

Babyschalen sind je nach Modell für Kinder bis zu einem Maximalgewicht von 13 Kilogramm nutzbar. Reboarder sind in der Regel deutlich länger nutzbar. In einer Babyschale liegt ein Neugeborenes in der optimalen Position, aber es gibt keine Möglichkeit, ältere Babys im Sitzen fahren zu lassen.

Babyschalen haben in der Anfangszeit nach der Geburt auch den großen Vorteil, dass der kleine Schatz mit der Schale aus dem Auto genommen werden kann. So müssen Eltern das Nickerchen ihres Lieblings nicht unterbrechen.

Was spricht für einen Reboarder? Und was dagegen?

Das wichtigste Argument für den Kauf eines Reboarders ist die deutlich größere Sicherheit dieser Kindersitzmodelle. Darüber hinaus sprechen aber auch andere Punkte für einen Reboarder.

Die Sitzfläche liegt höher als bei anderen Folgesitzen, sodass der kleine Liebling gut aus dem Fenster schauen kann. Oftmals sind die Kinder dadurch deutlich zufriedener als in anderen Sitzen.

Die Zufriedenheit wird jedoch von manchen Menschen auch als möglicher Nachteil der rückwärts gerichteten Sitze angeführt. Das Argument beruht auf der Annahme, dass Kinder irgendwann lieber in Fahrtrichtung sitzen wollen.

Der Wechsel kann in manchen Fällen zu einer größeren Zufriedenheit führen, was allerdings auch einfach von den meist größeren Dimensionen des Folgesitzes herrührt. Oftmals ist die Unzufriedenheit nicht durch die Fahrtrichtung, sondern durch eine beengte Situation bedingt. Hier müssen Eltern genau aufpassen, dass sie nicht ihre eigene Interpretation überbewerten.

Die mögliche Fehlinterpretation des Verhaltens des Kindes kommt auch bei dem Argument der Reiseübelkeit zum Tragen. Anders als bei Erwachsenen macht es bei Kindern oft keinen Unterschied in welche Richtung sie fahren.

Als weiteres Argument gegen einen Reboarder kann der subjektiv geringe Platz für die Beine genannt werden. Viele Kinder fahren jedoch auch gerne mit überkreuzten Beinen, sodass sie weniger schnell im Bereich der Beine eingeschränkt werden, als es zunächst erscheint.

Neben diesen subjektiven Argumenten gegen Reboarder gibt es jedoch auch objektive Nachteile. Ein Reboarder ist in der Regel teurer als ein entsprechender vorwärts gerichteter Auto Babysitz. Die Sitze brauchen meist mehr Platz und sind beim Einbau komplizierter als andere Modelle.

Alternativprodukte

Wie bereits erwähnt, kann eine Babyschale als Babysitz fürs Auto in den ersten Lebensmonaten eine mögliche Alternative zu einem Reboarder sein.

  • Babyschale: Ein Neugeborenes hat einen besonders zarten Rücken, der in einer guten Liegeposition am besten aufgehoben ist. Das ermöglicht eine Babyschale während der Autofahrt. Darüber hinaus kann das Kind auch in der Schale aus dem Auto genommen werden und so ein während der Fahrt begonnenes Schläfchen fortsetzen. Die kleinen Lieblinge sollten außerhalb des Autos aber nicht dauerhaft in der Babyschale liegen. Der Ein- und Ausbau der Babyschale ist deutlich einfacher als bei einem Reboarder, der allerdings deutlich länger nutzbar ist.