Gute und sichere Hausmittel für Babys – Unwohlsein und Kinderkrankheiten selbst behandeln

Aktualisiert am: 07.12.2021

Babys und Kleinkinder können im ersten Lebensjahr kaum mitteilen, wenn sie krank oder verletzt werden. Eltern benötigen deswegen eine gute Beobachtungsgabe um herauszufinden, ob ihrem Baby etwas fehlt.

Bei kleineren Wehwehchen wie Blähungen oder Zahnungsschmerzen möchten viele Eltern ihrem Schützling verständlicherweise den Weg zum Kinderarzt ersparen. Mit einfachen Hausmitteln lassen sich leichtere Erkrankungen und vorübergehende Beschwerden problemlos zuhause selbst behandeln.

Wir erklären in diesem Artikel, welche Hausmittel besonders beliebt sind, wie man sich am einfachsten anwendet und wann es Zeit für einen Besuch beim Kinderarzt ist.

 

Was sind Hausmittel?

Hausmittel sind einfache Maßnahmen, die man bei leichteren Erkrankungen zuerst versuchen kann, um einen leichtfertigen Griff in den Medikamentenschrank zu vermeiden. Hausmittel sind häufig über Generationen hinweg überliefert und können im privaten Anwendungsbereich ohne medizinische Hilfe eingesetzt werden.

Dazu gehören beispielsweise Kräutertees, Wickel und kalte bzw. warme Kompressen bei Verletzungen, Husten oder Halsschmerzen.

Hausmittel können außerdem eine medizinische Behandlung durch den Kinderarzt unterstützen und werden vielfach von diesem auch als Begleitmaßnahme empfohlen.

Die Verwendung von Hausmitteln gilt dabei als recht sicher und ist in der Regel nur mit wenigen Nebenwirkungen verbunden. Trotzdem sollte man sich vor der Anwendung mit dem Thema vertraut machen. In einigen Fällen kann die Anwendung mehr schaden als nutzen.

 

Risiken und Grenzen bei der Anwendung von Hausmitteln

Eines der größten Probleme bei den Hausmitteln ist, dass sie schwerere Erkrankungen über einen längeren Zeitraum maskieren können und so dafür sorgen, dass eine professionelle Behandlung zu spät eingesetzt wird.

Dies kann beispielsweise bei Knochenbrüchen der Fall sein, die mit Eis behandelt werden. Der Kältereiz verhindert eine Schwellung und kann Schmerzen so stark lindern, dass die Fraktur für eine Verstauchung oder eine Prellung gehalten wird.

Auch der Einsatz von Naturheilmitteln wird vielfach unter dem Begriff Hausmittel zusammengefasst. Die Naturheilkunde ist zwar Gegenstand eines eigenen medizinischen Fachbereiches, wird aber auch von Laien häufig eingesetzt.

Aus Kräutern und Pflanzen wird in der Naturheilkunde zumeist ein Tee hergestellt. Pflanzenauszüge können außerdem zu Tinkturen oder Ölen weiterverarbeitet werden, die beispielsweise bei den beliebten Wickeln oder Auflagen Verwendung finden.

Zwiebeln, Quark oder Kartoffeln sind beliebte Zutaten für Wickel und gelten als frei von Nebenwirkungen. Trotzdem kann es in Einzelfällen zu allergischen Reaktionen kommen, die sich bei Babys oder Kleinkindern schnell zu einem bedrohlichen Zustand entwickeln können.

Abstand nehmen sollte man vom Einsatz konzentrierter ätherischer Öle. Vor allem Menthol-, Kampfer- oder Eukalyptusöl können bei Babys zu Reizungen von Haut und Schleimhaut und zu Erbrechen und Atemnot führen.

Im schlimmsten Fall kommt es zu einem lebensgefährlichen Verkrampfen der Atemmuskulatur oder des Kehlkopfes mit dem Risiko des Erstickens.[1]

Wer sich für den Einsatz von Hausmitteln für kleinere Verletzungen oder leichteren Erkrankungen entscheidet, sollte deswegen im Zweifel nicht nur auf den Rat von Eltern oder Großeltern hören, sondern sich zusätzlich mit der fachlich fundierten Meinung des Kinderarztes oder der Hebamme absichern.

Wer genau weiß, was er tut, hat mit vielen naturheilkundlichen Maßnahmen und den beliebtesten Hausmitteln jedoch eine schonende und wirkungsvolle Lösung an der Hand, die gut verträglich und überwiegend als sicher einzuschätzen ist.

 

Wärme- und Kälteanwendungen

Egal ob Wärmflasche oder Coolpack: Wärme- und Kälteanwendungen gehören seit vielen Generationen zum Grundrepertoire der Hausapotheke. Während bei Erwachsenen die Thermotherapie vor allem bei Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates zum Einsatz kommt, dienen Wärme- und Kälteanwendungen beim Baby zur Linderung von Beschwerden wie Bauchschmerzen, Fieber oder Zahnungsschmerzen.

Wärme löst dabei Verspannungen und Krämpfe und sorgt allgemein für ein erhöhtes Wohlbefinden. Besonders bei Koliken und Blähungen kann eine Wärmeanwendung die Beschwerden deutlich lindern.

Besonders gut sind Körner-, Kirschkern- oder Dinkelkissen für das Baby geeignet. Sie werden in Backofen oder Mikrowelle erwärmt (Herstellerangaben beachten!) und anschließend auf den Bauch oder mit ins Bettchen gelegt.

Mit Wasser gefüllte Wärmflaschen sind für Babys ebenfalls geeignet, sollten jedoch mit besonderer Vorsicht angewendet werden:

  • Das Wasser sollte nicht kochend heiß eingefüllt werden (Idealtemperatur: knapp über Körpertemperatur: 37 – 40° C)
  • Die Wärmflasche nicht vollständig füllen
  • Die Luft aus dem Leerraum entfernen, damit sich das Wasser verteilen kann, wenn sich das Kind darauf legt. (beugt dem Platzen der Wärmflasche vor)
  • Schraubverschluss sicher verschließen und auf Dichtigkeit prüfen
  • Schutzbezug verwenden, um Hitzeschäden auf der Haut und Verbrennungen zu vermeiden

 

Wärmeanwendungen bergen zudem einige Risiken: Bei Entzündungen etwa können die Entzündungsprozesse durch Wärme beschleunigt werden[2] und so zu einer Verschlimmerung des Grundleidens führen. Eine Wärmflasche bei Verdacht auf Blinddarmentzündung ist also keine gute Idee, auch wenn sie zunächst für ein verbessertes Wohlbefinden sorgt.

Bei einer Kältebehandlung bei Babys und Kleinkindern sollte man ebenfalls Vorsicht walten lassen. Auch hier gilt, dass Eisbeutel, Kühlakkus und Coolpacks zum Schutz vor Erfrierungen in ein Tuch eingeschlagen werden sollten.

Die so vorbereitete Eispackung lindert Schmerzen durch Verstauchungen, Verbrennungen und Prellungen. Mit dem Kühlen einer Verletzung sollte man so schnell wie möglich beginnen, um die Schwellung möglichst gering zu halten.

Nach 15 – 20 Minuten sollte eine Pause eingelegt werden, damit die Durchblutung im betroffenen Bereich nicht zu sehr angeregt wird. Verstärkte Durchblutung führt sonst wiederum zu einem erneuten Aufflammen der Schmerzen.

Mit Gel gefüllte Coolpacks sind zum Kühlen von kleineren Verletzungen besonders gut geeignet. Sie bleiben auch gekühlt weich und geschmeidig und schmiegen sich auch an schwer zugängliche Körperstellen (z. B. Ellbogen) deutlich besser an als die harten Kühlakkus. Coolpacks werden am besten dauerhaft im Kühlschrank gelagert und sind so jederzeit im Notfall einsatzbereit.

Eiswürfel eignen sich grundsätzlich auch zum Kühlen, bergen jedoch ein deutlich höheres Risiko für Erfrierungen. Das Kühlen sollte immer dann unterbrochen werden, wenn die Kälte selbst Schmerzen bereitet oder wenn Taubheitsgefühle oder Kribbeln auftreten.

Kälte lindert außerdem Schmerzen beim Zahnen. Im Handel sind spezielle Beißringe erhältlich, die im Kühlschrank gelagert werden und bei Bedarf dem Baby zum Kühlen gegeben werden können. Die meisten Modelle sind jedoch nicht gefrierfest und sollten deswegen nicht im Gefrierfach gekühlt werden.[3]

 

Kräutertee

Die wohltuende Wirkung zahlreicher Heilpflanzen wird seit Jahrhunderten als Hausmittel eingesetzt. Viele Teesorten sind schon für Säuglinge geeignet. Abgesehen von einem geringen Allergierisiko können zuckerfreie Tees einfach und sicher als Hausmittel eingesetzt werden.

Nicht alle Teesorten sind jedoch gleichermaßen für Babys geeignet. Wer sich auf die Klassiker Fenchel- und Kamillentee verlässt, macht im Zweifel nichts falsch. Beide Sorten gelten für Säuglinge als sicher.

Tee wird in den ersten Lebensmonaten am besten aus einer Babyflasche gegeben, die mit einem Teesauger ausgestattet ist. Anders als Milchsauger sind Teesauger mit einer kleineren Trinköffnung versehen. Tee ist deutlich dünnflüssiger als Milchnahrung, sodass über das kleine Loch eine bessere Kontrolle über die Durchflussmenge möglich ist.

Wichtig ist, dass der Tee mit sprudelnd kochendem Wasser aufgegossen wird, um evtl. vorhandene Keime oder Pilzsporen abzutöten. Hinweise auf die sichere Zubereitung schreiben die Hersteller immer häufiger auf die Verpackung.[4]

Dies darf jedoch nicht falsch verstanden werden. Mit der Qualität des Tees hat dieser Sicherheitshinweis nichts zu tun. Auch hochwertige Tees aus der Apotheke können mit Spuren von Krankheitserregern befallen sein.

Auf Teeprodukten mit weiteren Zusätzen (Zucker, Süßstoff, Aroma) sollte verzichtet werden. Auch Sorten mit Koffeingehalt (Schwarztee, Grüntee) sind für Säuglinge nicht geeignet.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weist jedoch darauf hin, dass voll gestillte Säuglinge auch bei einer Erkrankung ausschließlich mit Muttermilch gefüttert werden können. Eine zusätzliche Gabe von Tee ist also möglich, aber nicht unbedingt nötig.

Die Qualität von Tees aus dem Supermarkt kann stark schwanken. Außerdem gelten sie als relativ arm an wirksamen Inhaltsstoffen. Wer Tee gezielt wegen seiner Heilwirkung einsetzen möchte, bezieht ihn deswegen idealerweise aus der Apotheke.

Ein weiterer Vorteil ist außerdem, dass Heiltees besonders streng auf ihre Qualität hin geprüft werden. So muss der Tee den strengen Auflagen des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte gerecht werden.

Diese sogenannte Arzneibuch-Qualität garantiert eine wirksame Zusammensetzung, die Verwendung von therapeutisch wirksamen  Pflanzenbestandteilen und eine möglichst geringe Schadstoffbelastung.[5]

 

Fencheltee

Fencheltee ist der Klassiker unter den Tees, die schon für Säuglinge empfohlen werden. Er wird aufgrund seines süßlichen Geschmacks gerne getrunken und bei Blähungen und Bauchweh empfohlen.

Hilfreich ist Fencheltee wegen seines Gehaltes an ätherischen Ölen und Bitterstoffen. Diese können Luftblasen im Magen-Darm-Trakt auflösen und so Blähungen ein Ende setzen.

Fencheltee wirkt außerdem krampflösend und kann Gärungsprozesse im Darm hemmen.[6] Der Kauf spezieller Babytees ist dabei nicht notwendig.

Wer einen speziell für Babys gefertigten Tee kaufen möchte, sollte darauf achten, dass dieser keinen Zuckerzusatz oder andere Süßungsmittel enthält. In unserem Ratgeber über die Ernährung des Babys haben wir bereits erklärt, warum Zucker im Speiseplan des Babys möglichst vermieden werden sollte.

 

Kamillentee

Kamillentee gilt als entzündungshemmend und kann als Hausmittel innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Als Tee getrunken wirkt Kamille beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt und wird auch bei Erkältungen mit Halsschmerzen und trockenem Reizhusten gerne verwendet.

Genau wie Fenchel wirkt auch Kamille krampflösend und kann so Bauchschmerzen reduzieren. Bei Erkältungen wird der Kamille außerdem eine schleimlösende Wirksamkeit nachgesagt, sodass sich das Lösen eines festsitzenden Hustens mit der Heilpflanze unterstützen lässt.

Kamillentee eignet sich außerdem für die Pflege und Regeneration der Haut. Ein mit dem Aufguss getränktes Tuch kann Beschwerden eines Sonnenbrandes lindern.[7] Äußerlich wird Kamillentee auch zur Pflege der Haut bei einem wunden Po verwendet.

Die entzündungshemmende und beruhigende Wirkung wirkt sich positiv auf gereizte Haut aus und kann bei wunden und entzündeten Hautstellen unterstützend zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden eingesetzt werden.[8]

Mit Kamillentee getränkte Kompressen sind außerdem bei Augen- und Bindehautentzündungen ein beliebtes Hausmittel. Augenärzte und Apotheker raten davon jedoch ab: Der Kamillentee kann selbst zu einer allergischen Reaktion und damit auch zu einer Bindehautentzündung führen.[9] [10]

 

Anis und Kümmel

Genau wie Fenchel können Anis- und Kümmeltee bei Verdauungsproblemen Schmerzen lindern und Krämpfe lösen. Viele Hersteller vereinen deswegen die heilsame Wirkung dieser drei Heilpflanzen in einem Kombinationsprodukt.

Anis wirkt darüber hinaus verdauungsfördernd und anregend auf den Appetit. Bei Erkältungskrankheiten zeigt Anis außerdem schleimlösende Wirkung, lindert Hustenreiz und hemmt das Wachstum von Bakterien.[11]

 

Pfefferminztee

Ein weiterer Klassiker unter den Hausmitteln ist der Pfefferminztee. Er wird ebenfalls bei Bauchschmerzen und Erkältungskrankheiten eingesetzt und hat eine entzündungshemmende und beruhigende Wirkung im Magen-Darm-Trakt.

Im Sommer eignet sich kalter Pfefferminztee außerdem als Durstlöscher. Weil Pfefferminze durch die enthaltenen ätherischen Öle einen kühlenden Effekt hat, ist er besonders erfrischend.

Für Säuglinge und Kleinkinder ist Pfefferminze jedoch nicht geeignet; auch nicht als Tee. Das darin enthaltene Menthol kann ähnlich wie bei Japanischem Heilpflanzenöl zu Atembeschwerden führen.[12]

Der Mentholgehalt kann außerdem die Magenschleimhaut belasten[13]. Bei Magen-Darm-Beschwerden sind deswegen Fenchel- oder Kamillentee im Säuglingsalter deutlich besser geeignet.

 

Wadenwickel

Wadenwickel gelten seit langer Zeit als bewährtes Hausmittel gegen Fieber. Durch die Kühlung der Unterschenkel soll ein Wärmeverlust des Körpers herbeigeführt werden, der das Sinken der Körpertemperatur verursachen soll.

Bei Säuglingen ist dieser Effekt im Vergleich zu älteren Kindern und Erwachsenen vergleichsweise gering ausgeprägt, weil die Unterschenkel nur einen kleinen Anteil an der gesamten Körperoberfläche ausmachen.

Wadenwickel sind jedoch auch aus anderen Gründen kritisch zu beurteilen. Von vielen Kindern werden sie nur schlecht toleriert, weil die feuchtkalten Tücher sich auf der Haut unangenehm anfühlen.

Damit Wadenwickel ihre Wirksamkeit voll entfalten können, ist die richtige Anwendung der feuchtkalten Tücher sehr wichtig. Fehler können dabei zu Kreislaufproblemen, Hitzestau und Unwohlsein führen.[14]

Wichtig ist vor allem, die Körpertemperatur vor und während der Anwendung zu messen, um die ideale Wassertemperatur zu ermitteln. Vom Sinken der Körpertemperatur hängt auch ab, wie lange die Wadenwickel verwendet werden sollten.

 

Die richtige Anwendung von Wadenwickeln

  • Wadenwickel nur anwenden, wenn die Haut sich warm anfühlt.
  • Bei Frieren oder Schüttelfrost sollten keine Wadenwickel angewendet werden.
  • Maximale Anwendungsdauer: 10 Minuten
  • Bei Säuglingen sind Wadenwickel nahezu wirkungslos, weil über die vergleichsweise kleinen Unterschenkel kaum Wärme abgeführt werden kann.
  • Wadenwickel nur anwenden, wenn das Kind die Anwendung toleriert.
  • Bei neu auftretendem Unwohlsein, Zittern oder Frieren müssen die Wadenwickel sofort entfernt werden.
  • Während der Anwendung das Kind nicht allein lassen.
  • Die Wassertemperatur zur Befeuchtung der Wickel sollte 10° C unter der Körpertemperatur liegen (kein kaltes Wasser verwenden!).
  • Die Körpertemperatur sollte nicht mehr als um 0,5° – 1,0° C gesenkt werden.
  • Nässeschutz (z. B. Folie) darf nur unter die Beine gelegt und keinesfalls um die Unterschenkel gewickelt werden, um einen Wärmestau zu vermeiden.

 

Wichtig ist auch zu wissen, dass Wadenwickel die Wahrscheinlichkeit eines Fieberkrampfes nicht beeinflussen. Dieser kann also auch bei sinkender Temperatur eintreten. Eltern sollten vor allem Kleinkinder bei Fieber genau beobachten. Säuglinge mit Fieber sollten in den ersten drei Lebensmonaten grundsätzlich einem Kinderarzt vorgestellt werden.[15]

Weiterhin ist die Wirksamkeit von Wadenwickeln sehr begrenzt. Fieber entsteht nämlich in einem Teil des Gehirns (Hypothalamus). Hier wird der Sollwert der Körpertemperatur bei einer Infektion oder einer Erkrankung nach oben reguliert.

Mit Wadenwickeln kann man dieses interne Thermostat jedoch nicht beeinflussen. Senkt man die Körpertemperatur mit einer Kälteanwendung wie Eisbädern oder Wadenwickeln, hat dies auf das eigentliche Fieber keinen Einfluss. Lediglich die Körpertemperatur senkt sich.

Weil der Sollwert im Hypothalamus bei Fieber jedoch eine höhere Temperatur vorgibt, versucht der Körper gegenzuregulieren und die Körpertemperatur wieder an den Sollwert im Fieberzentrum anzugleichen.[16]

Dazu werden die Gefäße verengt und der Körper beginnt, Wärme zu produzieren. Dabei wird unnötig Energie verbraucht. In der Folge können außerdem Kreislaufprobleme und Unwohlsein auftreten.

Wadenwickel können in Kombination mit einem fiebersenkenden Medikament sinnvoll sein, können jedoch alternativ und als Alleinlösung verwendet nur kurzzeitig die Körpertemperatur senken, ohne das Fieber an sich jedoch zu beeinflussen.

Hilfreich sind Wadenwickel hingegen bei einer Erhöhung der Körpertemperatur, die nicht von Fieber verursacht wurde. Bei einem Hitzschlag ist die Solltemperatur im Gehirn unverändert, sodass hier mit Wadenwickeln oder kühlen Bädern eine nachhaltige Senkung der erhöhten Temperatur erreicht werden kann.[17]

 

Weitere Wickel und Umschläge

Umschläge, Auflagen, Kompressen und Wickel gehören zu den beliebtesten Hausmitteln. Ihre Wirksamkeit ist seit Jahrhunderten überliefert. Auch in der heutigen Zeit werden sie regelmäßig zur Unterstützung von schulmedizinischen Maßnahmen eingesetzt und von vielen Kinderärzten empfohlen.

Seine Beliebtheit verdankt dieses Hausmittel vor allem der einfachen Verfügbarkeit der benötigten Hilfsmittel. Viele Zusatzstoffe und Materialien sind bereits im Haushalt vorhanden, sodass ein einfacher, schneller und kostengünstiger Einsatz jederzeit möglich ist.

 

Quarkwickel

Quarkwickel können feuchtkalt oder feuchtwarm verwendet werden und bieten so ein breites Anwendungsgebiet. Als Wickel oder Umschlag angewendet, hat Quark eine abschwellende Wirkung und kann Schmerzen lindern.

Angewendet werden Quarkwickel bei Prellungen, Halsschmerzen und Husten. Für die Auflage wird handelsüblicher Speisequark (jede Fettstufe ist gleich gut geeignet) in ein Baumwolltuch gestrichen und mehrfach eingeschlagen.

Für kalte Quarkwickel gilt das Gleiche wie für Wadenwickel: Sie sollten nur angewendet werden, wenn sich die Haut warm anfühlt und das Kind nicht friert oder zittert. Bei Unwohlsein sollte der Wickel umgehend entfernt werden.

Für die Anwendung in einem warmen Wickel kann der Quark vorher im Wasserbad oder auch in der Mikrowelle auf die gewünschte Temperatur gebracht werden. Der Quark sollte nicht in direkten Hautkontakt gebracht werden, weil er bei der Anwendung trocknet und dann stark auf der Haut klebt.

Warm angewendet lindert der Quarkwickel vor allem Hustenreiz. Eine schleimlösende und abschwellende Wirkung wird ihm ebenfalls nachgesagt. Kalte Wickel mit Quark eignen sich hingegen vor allem bei Prellungen und zur Linderung von Halsschmerzen.

 

Kartoffelwickel

Als feuchtwarmer Wickel wird der Kartoffelwickel vor allem bei Erkältungsbeschwerden (Husten, Halsschmerzen) eingesetzt. Dazu werden gekochte Kartoffeln gestampft und noch warm in ein Tuch eingeschlagen.

Der Wickel wird anschließend an die Körperpartie gehalten, an der die Beschwerden auftreten (z. B. auf die Brust bei festsitzendem Husten). Achtung: Kartoffeln speichern die Wärme sehr lange und geben sie intensiv an Haut und Gewebe ab.

Zum Schutz vor Verbrennungen sollte die Temperatur vor der Auflage und auch während der Behandlung geprüft werden. Babys und Kleinkinder haben sehr dünne, durchlässige Haut, die bei einer zu heißen Auflage schnell Anzeichen einer Verbrennung zeigen kann.

 

Zwiebelwickel

Ein Wickel oder eine Auflage mit Zwiebeln wird vor allem bei Ohrenschmerzen immer wieder empfohlen. Weil die Auflage schnell und einfach hergestellt ist und als sehr sicher gilt, kann sie problemlos als erste Maßnahme bei Ohrenschmerzen versucht werden.

Für den Zwiebelwickel wird eine feingehackte Zwiebel in ein Stofftuch oder in einen Waschhandschuh gegeben. Die Auflage wird anschließend leicht erwärmt (z. B. in Wasserdampf) und auf das schmerzende Ohr gelegt.

Achtung: Bei Ohrenschmerzen muss in jedem Fall ein Kinderarzt aufgesucht werden. Der Zwiebelwickel kann unterstützend zur Behandlung durch den Kinderarzt oder auch als Erste Hilfe Maßnahme in der Nacht oder an Wochenenden/Feiertagen angewandt werden.

Keinesfalls darf das Hausmittel jedoch eine fachkundige Behandlung durch einen Kinderarzt ersetzen. Anders als Erwachsene erkranken Kinder relativ häufig an Mittelohrentzündungen. Schmerzen im Ohr sind dabei das erste und häufigste Symptom.

Selbst wenn der Zwiebelwickel die Schmerzen zunächst lindert, reicht er als alleinige Maßnahme im Falle einer Mittelohrentzündung nicht aus. Die Erkrankung kann als Folgeschaden eine Hörstörung verursachen[18], die die Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen kann.

 

Wichtiger Hinweis und Disclaimer:

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen und wurden sorgfältig recherchiert und mit fundierten Quellenangaben belegt. Die bereitgestellten Informationen erfolgen so objektiv wie möglich und sind – so weit möglich – frei von Wertung und Empfehlung.

Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit wird jedoch keine Garantie gegeben. Dieser Artikel dient nicht der Eigendiagnostik oder der medizinischen Beratung, sondern hat rein informativen Charakter. Er kann und soll die Beratung durch einen Arzt oder eine Hebamme nicht ersetzen.

 

[1] https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2015-11/aetherische-oele-fuer-babys-und-kleinkinder-gefaehrlich/

[2] https://www.gesundheit.de/wellness/sanfte-medizin/kuren-und-medical-wellness/fangopackung

[3] https://www.weser-kurier.de/startseite_artikel,-Beissringe-nicht-ins-Eisfach-_arid,1284647.html

[4] https://projekte.meine-verbraucherzentrale.de/DE-BY/tee-ein-sicheres-lebensmittel-

[5] https://www.slak.de/pressebereich/presseinformationen/4c56ff4ce4aaf9573aa5dff913df997a

[6] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2006/daz-35-2006/uid-16425

[7] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2006/daz-35-2006/uid-16425

[8] https://www.apotheken.de/krankheiten/5683-windelausschlag

[9] https://www.aposphere.at/2016/01/22/augenreizungen-nicht-mit-kamillentee-behandeln/

[10] https://www.vdk.de/hamburg/pages/65567/besser_kochsalzloesung_zum_reinigen_als_kamillentee

[11]https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2013-11/anis-zur-heilpflanze-des-jahres-gekuert/

[12] https://www.t-online.de/heim-garten/garten/id_69540116/ist-pfefferminztee-fuers-baby-gefaehrlich-.html

[13] https://praxistipps.focus.de/pfefferminztee-schaedlich-oder-nicht-einfach-erklaert_56127

[14] https://fachpflegewissen.de/2011/08/23/wadenwickel/

[15] https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/krankheitszeichen/fieber/

[16] https://www.aerzteblatt.de/archiv/148613/Das-fiebernde-Kind

[17] https://www.johanniter.de/kurse/erste-hilfe-service/erste-hilfe-online-lexikon/probleme-im-kopf/#c364244

[18] https://www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/entwicklungsschritte/hoervermoegen/hoerstoerungen/

 

Bildquellen

Illustrationen: Natalya Zelenina

Mum holding feet of sleeping child © Depositphotos.com/iakovenko123